Ebensolch Rez-E-zine

 08/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Christina Kalkuhl, Wilhelm Solms (Hgg.)

Lustfallen. Erotisches Schreiben von Frauen

eb_001_001_057.jpg (43040 Byte)

Aisthesis Verlag  Bielefeld 2003, 158 S.

EUR 16,80

ISBN 3 89528 424 6

Rezension

"Lustfallen" lautete das Literaturforum, das 1999 in Marburg stattfand. Nicht an dieser Tagung teilgenommen zu haben, kann man nur bedauern, denn beim Lesen der zugehörigen Publikation gehen sicher nicht nur LiteraturkritikerInnen die Augen auf. 

Natürlich haben es alle "schon immer gewusst", aber ganz sicher selten genauer realisiert: Frauen schreiben anders – vor allem erotisch anders. In 25 erhellenden Beiträgen setzten sich Studierende und Lehrende mit aus weiblicher Feder stammenden erotischen Texten auseinander. Genauer betrachtet wurden 19 mehr oder auch minder bekannte Romane und Erzählungen u. a. von Erica Fischer, Elfriede Jelinek, Evelyn Schlag und Marlene Steeruwitz, um – ganz lokalpatriotisch – die österreichischen Autorinnen aus der Liste herauszupicken.

Ein zentrales Themen ist: Schwimmen Autorinnen "nur" marktstrategisch auf der Erotik-Welle mit oder sind sie mehr als das weibliche Pendant männlicher Präsentationsweisen? Minutiös und kritisch stellen die Seminar- und Tagungsteilnehmer die ausgewählten Texte und die darüber – oft genug von Männern – verfassten Rezensionen vor. In ausgewählten Textpassagen wird so manche Antwort auf die zuvor gestellte Frage obsolet. Oft genug wird abstoßend und herrlich lusttötend die weiblichen Gegenströmungen deutlich gemacht. 

In einem spannenden Gespräch mit Marlene Steeruwitz bietet Sabine Harenberg tiefere Einblicke in das Werk der Autorin und das literarische Verständnis von schreibenden Frauen. Das ausgezeichnete Interview lässt, zwischen den überwiegend textanalytischen Beiträgen, somit eine Autorin selbst zu ihrem Schaffen Stellung nehmen.

Wenn Wilhelm Solms beklagt, dass Marburg zu provinziell für diese Tagung war, dann muss Marburg als Spiegel der restlichen großen trüben Welt in Bezug auf erotisches Schreiben von Frauen gelten. Denn seine am Ende des Bandes vorgelegte Analyse der zugehörigen Literaturkritik, und damit der Kritiker selbst, zeigt welches Weltverständnis, welche Offenheit wirklich dominiert. 

Ein äußerst erhellender Tagungsband und es sollten mehr Betrachtungen dieser Art vorgelegt werden.

© S. Strohschneider-Laue

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