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 08/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Ulrich Sinn

Das antike Olympia

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C.H. Beck 2004, 276 S., 85 Abb.

EUR 29,90 (D), 30,80 (A), CHF 50,20

ISBN 3 406 51558 4

Rezension

Die "Spiele sind heimgekehrt", lautet das Motto. Dieses Jahr ist es wieder soweit. Dem sportlichen Großereignis "Olympia" in Athen fiebern weltweit die besten Sportler ebenso nervös entgegen, wie die Zuschauer. Nationen sind in Aufruhr, die Sportindustrie boomt und bis in die winzigste Wirtschaftsnische branden die  Olympiawellen. Kein anderes sportliches Ereignis hat eine so lange zurückreichende Tradition. Selbst an Geschichte Desinteressierte oder absolute Sportverweigerer, deren Maxime frei nach Churchill "no sports" lautet, sind über Olympia informiert. Solche Publikumsmagnete lassen sich vielleicht inhaltlich umpolen aber sicher nicht sofort ausschalten. Kaiser Theodosius I hat es zunächst wenig erfolgreich versucht. Er verbot die Kultspiele im 4. Jahrhundert nach Christus per Gesetz. Olympia war eine antikes Heiligtum, dass seine Bedeutung mit der Zeit – Verbot hin oder her – verloren hat, aber Ideen sind bekanntermaßen weitaus schwieriger zu stoppen. Daher gab es olympische Spiele in verschiedenen Ländern lange bevor Baron Coubertin die Spiele 1896 bis heute besonders erfolgreich wieder aufleben ließ!

Über Olympia ist seit der Antike viel geschrieben worden. Pindar, Pausanias und Homer – um nur einige antike Autoren zu nennen – haben den damaligen Siegern und Verlieren der Götterspiele von Olympia literarische Denkmäler gesetzt, die bis heute so spannend sind wie eine mitreißende moderne Moderation. Zahllose Betrachtungen des antiken Heiligtums wie des modernen Olympia liegen vor, doch kaum etwas Fundierteres als das Buch von Ulrich Sinn. Der Professor für Archäologie in Würzburg forschte als Ausgrabungsleiter in und über Olympia, der antiken kultischen Wiege der modernen Spiele. Die Ergebnisse dieser Forschungstätigkeit legte er auf 276 überraschend spannenden Seiten vor. Zuweilen anekdotenhaft berichtet er über die Bedeutung eines olympischen Sieges für Sportler ebenso wie über das große Fest selbst. Im "Olympischen Gästebuch" berichtet er über die Besucher und deren Absichten. Unehrenhafte wirtschaftliche Interessen, politische Ambitionen, private und öffentliche Karrieren im heiligen Gewande Olympias der Antike sind dabei durchaus mit modernen olympischen Skandalen vergleichbar.

Natürlich geht mit Aufschwung und Zulauf auch die Kunst einher. Vom Erinnerungsstück zum Mitnehmen bis zum Prachtbau hat auch hier sich seit der Antike nichts geändert. Im Kapitel "Olympia als Hort der schönen Künste" wird gezeigt wie Kunst und Ingenieurswesen einander den Göttern und Menschen zum Wohlgefallen ergänzen. 

LeserInnen, die von Olympia nicht genug bekommen können und alles mit eigenen Augen sehen möchte, was hier so anschaulich geschildert wurde, finden im Schlusskapitel "Rundgang durch das Heiligtum" noch einen wertvollen Reisebegleiter.

Abrundung erfährt das Buch durch seinen umfassenden Anhang mit Literaturhinweisen in Hülle und Fülle, einem Personen- und Sachregister sowie den Quellennachweisen.

Dem Archäologen Ulrich Sinn gelingt es auch jene unterhaltsam zu fesseln, die alles zu wissen meinen. Ein fundiertes Buch, das man immer wieder gerne zum olympischen Schmökervergnügen in die Hand nehmen wird.

© S. Strohschneider-Laue

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