Ebensolch Rez-E-zine

 09/04

 
 

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Harald Froschauer, Hermann Harrauer (Hgg.)

"...und will schön sein". Schmuck und Kosmetik im spätantiken Ägypten.

Nilus, Studien zur Kultur Ägyptens und des Vorderen Orients 9.

eb_001_001_072.jpg (49812 Byte)

Phoibos Verlag 2004, 128 Seiten, zahlreiche SW-Abb. im Text, 9 Farbtaf. mit 22 Abb.

€ 29,00

ISBN 3901232478

Rezension

Die Sonderausstellungen im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek sind Kleinode, die interessante Einblicke in die manchmal unerschöpflich scheinende Sammlung gewähren. Die zugehörigen Publikationen erscheinen im Nilus, der hier mit Band 9 vorliegt. (s. a. Bd. 8, Tod am Nil). Zwar ersetzt ein Katalog nicht den Ausstellungsbesuch, doch sind so manche Kataloge Bereicherungen für Bibliotheken. Dieser hier gehört jedenfalls wieder dazu und sollte in keiner Handbibliothek mit Schwerpunkt "Ägypten" fehlen, aber auch reine Schönheitsfanatiker werden ihre Freude damit haben.

H. Froschauer, stellt gleich zum Auftakt des 128 Seiten starken Bandes "Ägyptische Schönheitspflege nach den Pharaonen im Spiegel der Realien" in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen. Kosmetik im allgemeinen, Augenschminke im Besonderen, aber auch Gesichtsschminke, Haarpflege, Schmuck bis hin zu Beauty-Case und Schmuckschatulle zieht er in seine Betrachtungen ein.

"Haarnadeln", die Garanten für gutes - nicht nur - ägyptisches  Haarstyling, und die Haartracht selbst unterzieht U. Günkel einer genaueren Betrachtung. Identifizierung und weitere Verwendungszwecke von Haarnadeln werden dabei von ihr ebenfalls angesprochen und lassen zuweilen Schneewittchens Begegnung mit dem vergifteten Kamm als modernere Version einer alten Praxis lebendig werden.

Was wären Realien, wenn man nichts über ihre Funktion wüsste. Eine von vielen Fragen mit deren Beantwortung Archäologen Probleme haben. "Schönheit in der koptischen Literatur" zeigt, dass sich das Thema auch in den Papyrusquellen niedergeschlagen hat, wie H. Harrauer zu berichten weiß. In Papyri lassen sich Toiletteartikel, Schmuck und vieles mehr in Umfang und Wert aufspüren. So war z. B. das nach einem Sultan benannte Sebükteginî-Parfüm einst ebenso teuer wie prominent benannt. Parallelen zu heutigen Luxuslabels aus der Duftbranche lassen sich da spielend ziehen.

A. Selander trägt zum Katalog mit "Schönheit in der koptischen Literatur" Beobachtungen und Überlegungen zum Thema auf der Basis der religiösen Quellen bei. Deutlich wird in wie weit Schönheit im Auge des Betrachters liegt, inneren Werten gleichgesetzt wird und wie oft vor allem äußere Schönheit mit Reichtum einhergeht.

"Stellungnahmen der Kirchenväter zu Schmuck und Kosmetik" beleuchtet C. Gastgeber gerade zu "unheimlich" spannend in seinem Beitrag. So viel auch männlich moralisiert wurde, geändert hat sich bis heute nichts. Es wurde und wird noch immer alles getan, um das wahre Alter zu verbergen - und wenn es nur das Färben der Haare betrifft. Das und mehr schrieben die Kirchenväter über die sündig verführerischen Evatöchter, die - ganz im christlichen Sinne - für alles Böse in der Welt verantwortlich gemacht wurden.

Der beeindruckende "Katalog der Realien" wird von H. Froschauer wunderbar detailliert, begleitet von SW-Abbildungen und neun Farbtafeln vorgelegt.

Insgesamt ein tiefer Einblick in das spätantike Schönheitsbewusstsein Ägyptens, dass überraschend moderne Parallelen zulässt.

© S. Strohschneider-Laue

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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