Ebensolch Rez-E-zine

 29+30/06

© 2003 Strohschneider-LaueNon-Fiction

Buch

Lothar Schirmer (Hg.)

Georgia O’Keeffe / John Loengard. Gemälde & Photographien

Georgia O’Keeffe / John Loengard. Gemälde & Photographien

Schirmer Mosel 2006, 80 S., 26 Farbabb., 39 Sw-Fotos.

€ 29,80

ISBN 3 8296 0102 6

Rezension

Georgia O’Keeffe war 78 Jahre alt, als John Loengard sie 1966 in New Mexico besuchte. Er hatte den Auftrag, die Malerin für eine Reportage im Life Magazine zu fotografieren. In "Georgia O’Keeffe / John Loengard. Gemälde & Photographien" stehen seine ausdrucksstarken Schwarzweiß-Fotografien in Dialog mit den faszinierenden Gemälden von Georgia O’Keeffe, sodass sich das Eine durch das Andere erschließt. Es sind die Landschaft und Architektur New Mexicos, die dem Buch seine visuelle Kohärenz verleihen.

Georgia O’Keeffe kam im Sommer 1929 erstmals nach New Mexico. Der Zauber der Wüste sollte sie nie mehr loslassen. 1940 erwarb die Künstlerin nach zahlreichen Aufenthalten schließlich ein Haus und Grundbesitz auf dem Gelände der Ghost Ranch. Wenige Jahre später kaufte sie in der nahe gelegenen Ortschaft Abiquiu ein weiteres Adobe-Haus, das sie renovierte. John Loengards Fotografien zeigen zwei Anwesen von nahezu asketischer Strenge. Die klaren Linien der Architektur fügen sich harmonisch in die Weite der Landschaft, deren Vegetation im Begriff zu sein scheint, sich die Innenhöfe der Häuser zurückzuerobern. Tierknochen, die Georgia O’Keeffe in der Wüste auflas, und ihre stattliche Sammlung von Steinen setzen Akzente. Immer wieder hat die Malerin diese Symbole der Wüste, ihre Häuser und die grandiose Landschaft New Mexicos in ihren Gemälden festgehalten. Dabei wechselte die Künstlerin, der 1946 das Museum of Modern Art in New York, als erster Frau eine Einzelausstellung widmete, mühelos zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Nach dem Tod ihres Mannes verlegte Georgia O’Keeffe 1949 nicht nur ihren Lebensmittelpunkt nach New Mexico sondern nahm auch ihre Karriere erfolgreich selbst in die Hand. Fortan kultivierte sie das Image der einzelgängerischen Pionierin und wurde noch berühmter, als sie ohnehin schon war.

Zahlreiche Fotografen besuchten die Malerin in ihrer Wahlheimat, darunter auch der junge John Loengard. Seine Erinnerungen an die Begegnung mit Georgia O’Keeffe sind dem Bildteil des Buches vorangestellt. Drei Tage lang begleitete er 1966 Georgia O’Keeffe auf ihren Morgen- und Abendspaziergängen, hielt sie beim Lesen ihrer Korrespondenz, dem Ordnen ihrer Kartei, der Gartenarbeit und bei der Fellpflege ihrer Hunde fest. Es scheint, als hätte sich die selbstbewusste Frau in ihrem Tagesablauf nicht stören lassen. Ihr Blick ist abgewandt, die Kamera eine geduldete Präsenz. Auf einigen der Fotografien posiert die Künstlerin auf die Bitte des Fotografen mit Buch oder Steinsammlung. 1967 kehrte John Loengard wieder, um zu einem Titelfoto zu kommen. Auf dem Dach ihrer Ranch fotografierte er Georgia O«Keeffe in einer Pose, die wie ein Echo des berühmten Gemäldes "Arrangement in Grau und Schwarz Nr. 1: Bildnis der Mutter des Künstlers" von James Abbot McNeill Whistler wirkt.

"Georgia O’Keeffe / John Loengard. Gemälde & Photographien" ist ein zauberhafter Bildband, der ein packendes Porträt einer unabhängigen, freiheitsliebenden Frau zeichnet. Die zu einem Tag im Leben der Künstlerin zwischen Morgen- und Abendspaziergang orchestrierten Schwarzweiß-Fotografien John Loengards sind Bildjournalismus vom Feinsten. In der Gegenüberstellung mit einer Auswahl der einzigartigen Gemälde sowie Zitaten Georgia O’Keeffes wird deutlich, wie gut es der Künstlerin gelungen ist, sich ihre Umwelt malend anzueignen und den sie umgebenden Formenreichtum auf seine Essenz zu verdichten.

© Ch. Ranseder 23. September 2006

© 2003 Strohschneider-Laue Essenz

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